Biografie Werke
petry new.jpg
Diese Seite drucken

Petry, Ute

Geboren am: 17.02.1927 in Ludwigshafen Gestorben am: 18.10.2009 in Ludwigshafen
Ausstellungen
  • 2004 Kunstraum Speyer
  • 1988 Kunstverein Ludwigshafen
  • 1986 Rathaus Schifferstadt
  • 1985 Bürgerhaus Waldmohr
  • 1984 Kuratorium der Willibald-Kramm-Preis-Stiftung, Heidelberg
  • 1983 Galerie Dodel, Rhodt ü. R.
  • 1981 Kunstverein Ludwigshafen
  • 1976 Stadtmuseum Homburg/Saar, Galerie Hassbecker, Eberbach
  • 1970 Kunstverein Ludwigshafen
  • 1966 GEDOK Studio, Mannheim
  • 1961 Stadtmuseum Ludwigshafen
  • 1959 GEDOK Studio, Mannheim
  • 1957 Institut für Erziehung und Unterricht, Mannheim
  • 1955 Institut für Erziehung und Unterricht, Mannheim
Literatur (Auswahl)
  • Paul Berger-Bergner und seine Schüler. Kunsthalle Mannheim 1979. (Texte: Joachim Heusinger von Waldegg, Günther Ladstetter, Ute Petry, J. P. Hodin u. a.)
  • Ute Petry: Malerei. Kunstverein Ludwigshafen, 1981. (Texte: Manfred Fath, Joachim Heusinger von Waldegg, J. P. Hodin)
  • Ute Petry. Kunstverein Ludwigshafen, 1988. (Text: Bernhard Holeczek)
Arbeiten in öffentlichem Besitz (Auswahl)
  • Land Baden-Württemberg
  • Land Rheinland-Pfalz
  • Stadt Ludwigshafen
  • Mannheim, Kunsthalle
Auszeichnungen (Auswahl)
  • 1978 Bronzemedaille der Polnischen UNESCO-Kommission für Bildende Künste
  • 1965 Förderpreis der Stadt Ludwigshafen

„Eine Malerei der Leichtigkeit, die sich nicht aufschwingt in vermeintlich höhere Sphären, sondern aus alltäglichen Ausschnitten ohne Sensationen heraus gestaltet, eine Welt formt, die nichts weiter sein will als das, wofür sie angetreten (ist): Malerei.“ Bernhard Holeczek, ehemaliger Direktor des Wilhelm-Hack-Museums, Ludwigshafen

Ute Petry in den 1950er Jahren. Foto: privat

Biografisches

Ute Petry wurde 1927 in Ludwighafen geboren, wo sie mit ihren Eltern und einer älteren Schwester lebte. Von 1948 bis 1955 studierte sie Bildende Kunst an der Freien Akademie Mannheim im Schloss bei Paul Berger-Bergner und Carl Trummer. Aus ihren schriftlichen Nachlass wissen wir, dass das einerseits entbehrungsreiche, aber auch sehr vergnügliche Zeiten waren. Berger-Bergner, mit dem sie auch befreundet war, hatte großen Einfluss auf die junge Künstlerin in den ersten Jahren.

Ute Petry ist in der Zeit des Nationalsozialismus groß geworden, sie sprach - wie viele ihrer Generation - sehr selten davon. Aus ihren schriftlichen Nachlass wissen wir, dass alle Studierenden Pebe, wie Berger-Bergner genannt wurde, sehr mochten, schätzten und verehrten.

Ute Petry mit Paul Berger-Bergner in der Freien Akademie. Foto: privat

Die Künstlerin verwandte schon früh eine Mischtechnik aus Öl, Kaseinfarbe und Kreiden, diese Technik ist sehr lebendig und abhängig vom Tageslicht in ihrer Wirkung.

Ute Petry war Mitglied der GEDOK, der Künstlervereinigung "Der Anker", beim BBK und dem Künstlerbund Rhein-Neckar. Sie hatte viele Einzel- und Gruppenausstellungen, erhielt etliche Preise und alle wesentlichen Museen der Region besitzen Arbeiten von ihr.

Sie starb am 18. Oktober 2009 in Ludwigshafen

Anfänge in Mannheim

Nach dem Studium war Ute Petry ab 1956 als freischaffende Malerin tätig und hatte ihr Atelier in Mannheim (1958-1960 und 1962-1965). Das war rückblickend ihre beste Zeit, wie sie einmal sagte: aufregend, immer Neues entdecken wollen und können, vor allem „die Franzosen“. Zum ersten Mal hat sie Arbeiten von Vincent van Gogh, Pablo Picasso, Georges Braque, Paul Cézanne oder Henri Matisse sehen können, was sie sehr beeinflusst hat.

Ute Petry, ca. 1960er Jahre. Foto: privat

Wie viele Kunstschaffende dieser Zeit war sie in den 1950er Jahren mehrfach in Salzburg an der Sommerakademie bei Oskar Kokoschka, der ihr beim ersten Mal sagte: „Das ist mir zu französisch.“ Sie hatte aber ihren eigenen Kopf, war aufmüpfig, auch in anderen Dingen, etwa hat sie immer geraucht, hatte immer kurze Haare, Kennzeichen der emanzipierten Frau. Früh hielt sie Atelier und Wohnung getrennt und empfiehlt das jeder Frau, einen Raum, in den man sich zurückziehen kann.

Frühwerk

Kirmes, 1958. Mischtechnik auf Leinwand, 80 x 100 cm.

Dieses Werk steht ganz in der Tradition der Kunst nach dem 2. Weltkrieg, die Künstler fanden das Thema des Zirkus und des Jahrmarkts ganz wesentlich, von Will Sohl etwa haben wir sogenannte Künstlerbücher zu dem Thema, die zu dem besten gehören, was er in dieser Zeit gemacht hat. Aber im ganzen Nachkriegsdeutschland träumten sich die Künstlerinnen und Künstler aus der zerbombten, grauen Realität weg und fanden Vorbilder in den Vaganten, den Nichtsesshaften, den Nichtbürgern.

Harlekin mit Kind, 1956. Mischtechnik auf Leinwand, 65 x 52cm

Auch das zweite Gemälde, das hier gezeigt wird, fällt in diese Kategorie und erinnert sehr an Georges Rouault, den französischen Künstler, der in der Nachkriegszeit absolute Vorbildfunktion in Deutschland und Europa hatte. Wichtig waren seine starken, schwarzen Konturen der Farbflächen, praktisch die Aufteilung der Malfläche in konturierte, geometrische Teile. Desweiteren ist hier auffällig das Heranrücken der Figuren an den Bildrand, was auch ungewöhnlich ist, aber typisch für manche ihrer Bilder wird.

In den 1950er und 1960er Jahren malt sie noch Personen, das wird dann immer seltener und sie beginnt, ihren eigenen Stil zu entwickeln.

Stillleben als Lebensthema

Stillleben mit Feder und Muschel, 1961.
Öl auf Hartfaserplatte, 78 x 97,5. Foto: Kunsthalle Mannheim

An diesem Stillleben von 1961 lassen sich viele Merkmale ablesen, die typisch werden für ihr ganzes Lebenswerk: Die Vorliebe etwa für einen einfachen Holztisch im Zentrum, auf dem Dinge liegen, die ihr wesentlich sind. Ganz wichtig wird an diesem Beispiel die Farbigkeit, die hier aus dem wunderbaren Kontrast des Kobaltblaus der Flasche, in der die Feder - man möchte eigentlich eher Federboa sagen - steckt, die eher weißlich erscheint, mit dem Braun des Tisches und dem Blau des Fensterblicks.

Zur Malweise: Sie konturiert jetzt nicht mehr stark schwarz, sondern in der Lokalfarbe oder in Weiß, dann aber zumeist mit einem weißen Stift, also anderem Malmaterial, wie man es gut sehen kann an der großen Auster und den Miesmuscheln im Bildvordergrund. Ebenfalls deutlich erkennbar ist die wirklich besondere Art und Weise, wie sie Farben und Lichter setzt: Beispielsweise an besagter Muschel im Zentrum, deren Weiß im Inneren richtig heftig leuchtet, übrigens voll im Goldenden Schnitt mit dem Fensterkreuz. Großartig auch der Farbklang aus Weiß, Schwarz, leichtem Rosa, Dunkelbraun, Türkis, Apricot - übrigens wieder mit dem Farbstift aufgetragen - Grün, Hellblau usw. Also ein ruhiges Farbgewitter möchte man sagen, denn das Gemälde strahlt trotz der vielen unterschiedlichen Farbtöne eine große Ruhe aus, vielleicht auch bewirkt durch das Winterblau, das durch die Fenster scheint, und die blaue Wand.

Ab der Zeit kann sie auch recht gut verkaufen, fast jedes Jahr kauft die Stadt Mannheim, auch Ludwigshafen und das Land Rheinland-Pfalz Gemälde von ihr an, auch Privatsammler schätzen ihr Kunst.

Stillleben weiß, 1961. Öl auf Hartfaserplatte,
85 x 60 cm. Foto: Kunsthalle Mannheim

Dieses Stillleben, diesmal weiß, ist sehr mutig, wieder ein Tisch, darauf eine Topfpflanze und ein Teesieb. Und wieder geht es in erster Linie um Malerei: Wie kann man einfache Gegenstände ohne starke Kontraste, nämlich auf weißer Malfläche, darstellen, ohne dass Langweile aufkommt oder Verdruss. Sehr abwechslungsreich nimmt die Künstlerin die Gestaltung vor: mit geometrischen Flächen, fast quadratisch, aber eben nur fast, fast rechteckig, aber nur fast, kontrastiert mit der runden Form des Teesiebs und des Topfes, samt der hoch aufsteigender Vertikale der Pflanze.

Handschuhe

Durch ihr malerisches Werk ziehen sich verschiedene Themen, die hier behandelt werden sollen: Zum Beispiel hat sie immer wieder Handschuhe als Motiv aufgegriffen, auch immer wieder das Thema der Staffelei, das dann natürlich das Thema der Malerei mit meint, aber auch Motive, die wir schon gesehen haben, wie die Feder oder das Glas.

Der Tisch im Raum, der Tisch, auf dem Gegenstände liegen, aber viel wesentlicher: Der Tisch als Fläche, auf dem Malerei stattfindet, quasi als Bühne für Malerei. Gegen jede Zentralperspektive, nicht illusionistisch aufgefasst, oft von oben gesehen. Dieses Lieblingsmotiv des Tisches führte sie zu spannungsvollen und gleichzeitig meditativen Bildfindungen. Wie sie etwa aus der Dreidimensionalität in die Fläche geht, wie so das eigentlich gegenständliche Sujet in die Abstraktion transponiert wird, das ist sehr frei.

Handschuhe - schwarzer Tisch, 1970. Mischtechnik auf Leinwand, 75 x 100 cm.

In diesem Gemälde aus dem Jahr 1970 ist vieles von dem enthalten, was gerade angedeutet wurde: Auf einem schwarzen Tisch, an dem ein grüner simpler Holzstuhl steht, befinden sich trocken gemalte Gegenstände wie ein Gefäß (entweder für die Feder oder ein Aschenbecher), eine Streichholzschachtel, eine Feder und ein Stück Papier, vielleicht ein Brief oder eine Notiz, und zwei große Handschuhe. An den Handschuhen lässt sich gute ihre Malweise behandeln: Der linke, außen fast an der Tischkannte liegend, scheint nur konturiert von einem beigen Stift, gegen den Schaft zu finden sich Spuren einer mit dickem Pinsel aufgetragenen Farbe, die aber flüssig scheint. Erneut ist ihr großes Gespür für Farbtöne sichtbar, hier oft in der Kontur, die mit einem Farbstift aufgetragen ist. So ist der grüne Stuhl mit Blau konturiert, die Feder wirkt sehr lebendig in ihrer Farbigkeit, die generell sehr lebhaft ist und die Tischplatte nicht auslässt.

Handschuhe, 1972. Mischtechnik auf Hartfaserplatte, 100 x 100 cm.

Diese Arbeit ist besonders stark wegen der Farbigkeit und der Rätselhaftigkeit. Immer wieder geschieht es jetzt, dass Ute Petry nicht sonderlich deutlich macht, worum es ihr tatsächlich geht: Wieder ein Sprossenfenster im Hintergrund, viel Weiß, die rosafarbenen Handschuhe, völlig rätselhaft positioniert und dann der grüne Bock, rot konturiert, der Raum zunehmend offen gelassen, frei in die Tiefe.

Oder wie es Josef Paul Hodin schreibt, ein in Prag geborener Kunsthistoriker und Autor, der später in England lebte. Ursprünglich bekannt mit Paul Berger-Bergner, über den er auch ein Buch verfasst hat und dann sicher durch Berger-Bergners Vermittlung auf Ute Petry aufmerksam wurde und ihr einen Text widmete:

"Das macht auch die Poetik von Ute Petry aus, dieses malende Bewusstsein von der Einheit des Lebens, seiner unverlierbaren Schönheit und seines undeutbaren, jedoch erlebbaren Sinns. "(...) wenn sie wie durch einen hauchdünnen Schleier auf die Welt blickt"...

Staffelei

Staffelei, 1979. Mischtechnik auf Spanplatte, 100 x 90 cm.

Wie schon gesagt, behandelt das Sujet "Staffelei" immer auch das Thema Malerei an sich mit.

Schon relativ frei und offen gemalt, weißer Hintergrund, rechts leere Flaschen, rechts der Lichteinfall durch ein angedeutetes Fenster. Es sind noch Spuren ihrer konstruktiven Malflächenunterteilung zu erkennen, aber das Bild ist sehr mutig in der Verwendung des großen Weiß.

Staffelei, 1987. Mischtechnik auf Leinwand, 90 x 90 cm.

Diese Staffelei steht ganz zentral im Bildmittelpunkt, hat kein anderes Zierwerk mehr, nur zwei Schatten, und nimmt die Gestaltung der Wand und der Staffelei in den Mittelpunkt.

Staffelei mit Tulpe, 1985. Mischtechnik auf Leinwand, 130 x 100 cm.

Bei diesem Gemälde geht es m. E. in erster Linie um die Farbe an sich: Wunderbares Stillleben mit Staffelei, roter Tulpe in großer Vase und Gemälde im Hintergrund an der Wand. Der Farbklang ist wieder sehr stimmig, alle Farben wiederholen sich dezent abgewandelt auf dem Gemälde. So ist etwa die Staffelei als solche holzfarben dunkelbraun, aber enthält eine kobaltblaue Konturlinie, dieses Kobaltblau hat seinen Ursprung auf dem Tisch und kehrt wieder in abgewandelter Form in der Tapete wieder.

In den Jahren nach Paul Berger-Bergners Tod 1978 machte sie sich frei von seinem Einfluss, es entstanden ihre Hauptwerke, die teilweise sehr erstaunlich sind.

Existenziell aufgeladene Gemälde

Ausgespielt, 1982. Mischtechnik auf Leinwand, 111 x 111 cm.

Ein in ihrem Lebenswerk recht ungewöhnliches Gemälde setzte sie 1982 mit Ausgespielt künstlerisch um: Die Arme über einem Kopf, den wir nicht sehen, sind eindeutig leicht verzweifelt, aber wir sehen das Gesicht nicht, wir ahnen den Grund nicht! Großartig wieder die koloristische Gestaltung: die Arme wiederholen sich, sind auf ihren Innenseiten leuchtend-orangerot bemalt, in wunderbarer Korrespondenz zu dem Kobaltblau der Bodenfläche. Sehr, sehr ungewöhnlich und frei. Immer noch figürlich gestaltet, aber in der Farbigkeit sehr überraschend. 

Schrei, 1981. Mischtechnik auf Leinwand, 110 x 100 cm.

Ähnlich verwirrend und gar schockierend ist ihre Arbeit von 1981, Schrei, die natürlich immer das Vorbild Edvard Munch aufruft, das in mehreren Versionen um 1900-1910 entstanden ist. Aber es unterscheidet sich sehr, und ist, wie ich finde, noch schlimmer: Die bewegten Linien bei Munch, die sich vermutlich dem Jugendstil verdanken, ist 80 Jahre später das nüchterne Bleistiftgerüst der knochigen Brust getreten, die noch menschlichen angstvollen Augen mit Pupillen sind bei Ute Petry gruselige rote Höhlen geworden, auch wenn es nicht direkt angesprochen ist, muss man sofort an den Nationalsozialismus und die entsetzliche Magerkeit der in den KZ aufgefundenen Personen oder gar Leichen denken. Zwar beschäftigt sie sich weiterhin mit Malerei, etwa die farbigen Konturen der mageren Person, dem offenen und gleichzeitig geschlossenen Bildraum, der fast an eine  Manege denken lässt, aber der schreiende Mensch, nicht personalisiert, sondern der Mensch an sich steht im Mittelpunkt.

Schatten II, 1983. Mischtechnik auf Leinwand, 100 x 80 cm.

In diese Reihe gehört auch ihr ungeheurer Schatten, der unklar auf einen Tisch fällt und erneut eher malerische Themen behandelt. Dennoch sucht der Betrachter nach erkennbaren Formen in Körper und Gesicht und bleibt unbefriedigt zurück, es gibt eigentlich nichts zu sehen, außer einfachsten Umrissen und farbigen Valeurs.

Linolschnitte

Wir wissen nicht wie Ute Petry zum Linolschnitt kam, aber vermutlich über die Freie Akademie. Denn sie sind alle in den 1950er Jahren entstanden, insgesamt 33 Arbeiten, z. T. verschiedenfarbige Varianten, zwei noch als Gouache überarbeitet. Da wir diese bisher in der Literatur überhaupt nicht behandelten Arbeiten herausragend finden, möchte wir sie jetzt kurz besprechen.

Karneval, 1955. Linolschnitt auf Papier, 98 x 70 cm.

Ein relativ großer Linolschnitt ist Karneval, auf dem sich vier maskierte Personen tummeln. Geschickt hat Ute Petry Treppen in das Bildgeschehen eingebaut, so dass sie mehrere Ebenen bespielen kann. Auffällig ist schon hier ihre Versiertheit, sie kann Figuren gestalten, auch runde Formen schneiden, eine interessante Bildkomposition entwickeln und noch die Personen unterscheidbar und lebendig darstellen.

Jubiläumsplatz Ludwigshafen, 1952.
Linolschnitt auf Papier, 35,8 x 28,4 cm.

Das trifft auch unbedingt auf ihre Architekturdarstellungen zu: Der sog. Jubiläumsplatz Ludwigshafen (heute Berliner Platz) war mehrfach umgebaut worden, im 2. Weltkrieg fast völlig zerstört und hatte 1952 noch ganz andere Formen als heute, da 1959 das gesamte Areal umgestaltet wurde. Die Brückenauffahrten kamen erst in den 1960er/70er Jahren hinzu, wie auch die sogenannte Tortenschachtel, die 1960 errichtet wurde. Deshalb haben wir heute bei diesem Bild den Eindruck in eine völlig fremde Stadt zu schauen. Wieder ein sehr hoher Betrachterstandpunkt, Blick auf die Kirche St. Ludwig und die Straßenbahnen, Autos und auf eine Haltestelle mit Wartenden. Erneut eine sehr schlüssige Komposition, lebendig und lebhaft. Es ist Winter, es liegt Schnee und die Weihnachtsdekoration ist angeschaltet. Hierbei handelt es sich um einen zweifarbigen Linolschnitt.

Frühlingslandschaft, 1951. Linolschnitt auf Papier, 32,5 x 48 cm.

Auch eine bezaubernde Landschaft mit blühendem Baum und Blick von oben auf das Land in grün. Erneut beweist die Künstlerin hier ihr Geschick auch in dieser Gattung: Duftig scheinen die weißen Blüten am Baum, der auf einer Wiese steht, ringsum Felder und Wälder, sehr lebendig und variantenreich.

Gärten, 1954. Linolschnitt auf Papier, 66 x 41 cm.

Ein sehr schöner, zweifarbiger Linolschnitt, der sehr an Renaissancegärten erinnert wie etwa der der Villa d'Este in Tivoli, Rom, der ebenfalls in aufsteigenden Terrassen erbaut ist. Den Eindruck von Italien verleihen auch die Pinien. mit denen der aufsteigende Garten verziert ist. Erneut zeigt sich hier Ute Petrys Kunst des Linolschneidens, das sie perfekt beherrscht.

Rheinbrücke mit Möwen, 1957.
Linolschnitt auf Papier, 87,5 x 50 cm.

Der mehrfarbige Linolschnitt der Rheinbrücke mit Möwen und mehreren Personen ist wiederum ein Meisterstück: Er ist recht groß, 90 cm hoch, und es sieht so aus, als sei die Figur im Stahlwinkel der Brücke ein Selbstporträt der jungen Ute Petry. Es ist sehr viel zu sehen auf der Grafik, der Fluss mit Schiffen, Menschen und Möwen im Himmel, wieder von oben, der Brücke, aufs Wasser gesehen. Ein sehr klarer, vielfältiger und variantenreicher Linolschnitt, der die Frau im Zentrum raffiniert und aufregend ins Zentrum setzt.

Text: Susanne Kaeppele 
Fotos: F. Schröder, KA und H. - J. Schröder
Suche nach Arbeiten