Mönnich-Strauß, Ellen
- Ellen Mönnich-Strauß, Arbeiten 1993 - 2003. Katalog, 2003, Mannheim
"Durchgängiges Motiv in den Arbeiten von Mönnich-Strauß ist der Mensch mit all den Facetten, wie das Leben sein kann: mit der Sehnsucht nach dem Authentischen, der Sehnsuch danach, einmal vom Boden abzuheben und der dem Abheben innewohnenden Gefahr des Abstürzens". (Dr. Inge Cremer, 2003)
Biografie
Die Künstlerin Ellen Mönnich-Strauß wurde 1939 in Ludwigshafen am Rhein geboren. Ihre Mutter, Suzanne Mönnich, geb. van Brakel (nach Scheidung wieder Suzanne van Brakel), eine Französin, war Bildhauerin und schuf u.a. Skulpturen aus Holz. Sie nahm ihre Tochter oft mit in die Ateliers in der Mannheimer Sternwarte, wo sie Kurse bei Carl Trummer besuchte.
Ellen Mönnich-Strauß malte und zeichnete schon immer und interessierte sich für Ausstellungen und Museen. Ihr Abitur machte sie in Heidelberg und arbeitete bis 1970 dort und in München als Buchhändlerin. Anschließend wechselte sie das Berufsfeld und wurde Lehrerin an Grund- und Hauptschulen mit den Fächern Englisch, Deutsch und Kunsterziehung. Noch während dieser Zeit (1983-1987) besuchte sie Kurse bei Walter Stallwitz an der Mannheimer Abendakademie und studierte Aktzeichnung, Porträtmalerei und Farbtechniken.
1995 musste sie ihren Beruf als Lehrerin aufgrund einer chronischen Krankheit aufgeben. In den folgenden Jahren beschäftigte sie sich mit Malerei, besuchte die Bundesakademie für Kulturelle Bildung in Wolfenbüttel und nahm ab 1993 etwa zehn Jahre lang an der Internationalen Sommerakademie in Salzburg teil. Sie beteiligte sich an kommunalen Kulturprojekten in Weinheim, Ladenburg und Viernheim und stellte häufig in kommunalen Einrichtungen und Kulturhäusern aus. Zudem war sie Mitglied der GEDOK Mannheim-Ludwigshafen (Verband der Gemeinschaften der Künstlerinnen und Kunstfördernden). Sie verstarb 2015.
Leitmotiv Mensch
Bevor sie mit einer Arbeit begann, hatte sie häufig keine genaue Vorstellung von dem, was sie malen wollte. Aber den inhaltlichen Schwerpunkt ihrer Werke sah sie in der Beschäftigung mit dem Menschen an sich. Inspiriert durch den Kontakt mit vielen jungen Menschen in ihrem Berufsleben, motivierte sie kurz vor Ende ihrer Berufstätigkeit ein Porträtkurs bei Walter Stallwitz zusätzlich stark für das Thema Mensch. Mönnich-Strauß zeigt den Menschen mit allen Facetten des Lebens - vom Höhenflug bis zur Gefahr des Abstürzens. Dabei zieht sich das Thema der Balance - positiv oder negativ gesehen - wie ein roter Faden durch ihre Werke.
Repräsentiert ihre Arbeit „Akt“ von 1993 noch eine natürlich-figurative Auseinandersetzung mit dem menschlichen Körper, weisen jüngere Arbeiten, wie die „Vogel- oder Federfrau“, die Tendenz zur körperlichen Abstraktion auf. Doch die Künstlerin befasste sich nicht nur mit den Menschen in ihrer Umwelt, sondern auch mit sich selbst und ihrem eigenen Körper. Immer wieder tauchen Motive wie „Hände“, das „Laufen an sich“ und „Balance“ in ihren Bildern auf. Hier scheint sie in verschiedenen Abstraktionsprozessen ihre chronische Krankheit zu verarbeiten.
Mönnich Strauß - Menschen
Selbst nach Vollendung einer Arbeit spielt der Mensch in Form des Betrachters noch eine wichtige Rolle für sie. Sie suchte die Kommunikation in ihren Bildern sowohl mit dem Betrachter, als auch die Kommunikation beim Malen als Auseinandersetzung mit dem Leben. „Man lernt unterschiedliche Seiten im Gespräch über Kunst und Kunstwerke (eigene und fremde) kennen. Das ist in meinen Augen die wirkliche Bereicherung!“ schrieb sie im Magazin der deutschen Rheuma-Liga 1996. Mit dem aktiven Austausch, verfolgte die Künstlerin auch das Nach- und Überarbeiten von ein und demselben Thema.
Technik
Um die Vielfalt des Leitmotivs Mensch zu erfassen, bediente sich Mönnich-Strauß vielen Techniken und Variationen.
Sie entfaltete ihre Kreativität in der Malerei, mit Acrylfarbe, auch Kreide, Kohle oder Tusche, verarbeitete sie auf braunem Papier und auf Leinwand sowie auch auf vorgefundenem Material wie Mehlsäcken, verband manchmal Malgründe auch auf collagierende Weise. Die Auseinandersetzung mit der Fläche hat sie weiter vertieft, zuletzt mit digitalen Techniken weiter experimentiert und sich auf diese Weise weiterentwickelt.
Die Vorliebe für die große Fläche kommt in ihren Bildern deutlich zum Ausdruck, dabei überrascht oft das schmale hochkantige Bildformat. Technisch dominant sind jedoch die meist weißen Grundierungen: Auf diesen baut sie ihre Bildkompositionen auf. Zudem wird das Weiß der Grundierungen als maßgebliches Kompositionselement immer wieder unbearbeitet stehen gelassen.
Auf die Frage nach ihrer Bildfindung, erklärte sie einmal, dass sie die Bilder vom Grunde her entwickele, d.h. größten Wert auf die Grundierung der Leinwände oder auch Papierarbeiten legt. Dazu benutzt sie Champagnerkreide, Eitempera und zur Auflockerung des Hintergrundes auch Rollen und Walzen, so dass Flächen durch Strukturen aufgelockert werden. Immer wieder finden sich auch verschiedene Übermalungen. So strahlen ihre Bilder einen individuellen Glanz und Charakter aus. „Sie verleiht ihnen eine Leichtigkeit, fast etwas Schwebendes und überwindet damit den Widerspruch, dass farbenfrohe Bilder nicht gleichzeitig transparent sein können“ heißt es in einem Artikel des Mannheimer Morgen 1998.
Obwohl Mönnich-Strauß in ihren späteren Arbeiten die stark farbige Expressivität ablegt, ist ihre malerische Sprache, wie unschwer zu erkennen, sehr direkt und expressiv, bis ins Plakative gehend. Dem Material lässt sie dabei durchaus Bedeutung zukommen.
Text: Louisa Lahr