Biografie Werke
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Sohl, Will

Geboren am: 17.06.1906 in Ludwigshafen Gestorben am: 11.09.1969 in Heidelberg
Ausstellungen
  • 2021 Temporär, L 3,1, Mannheim (Künstlernachlässe Mannheim)
  • 2018 Port25, Mannheim („Artists Books Reloaded“)
  • 2017 Club Speicher7, Mannheim
  • 2007 Forum für Kunst, Heidelberg
  • 2006 Stadtbücherei Heidelberg (Gedenkausstellung zum 100. Geburtstag, Künstlerbücher)
  • 1997 Willibald-Kramm-Stiftung, Heidelberg
  • 1989 Kurpfälzisches Museum Heidelberg
  • 1987 Kunsthalle Mannheim
  • 1984 Kunstverein Speyer
  • 1975 Klingspor Museum Offenbach
  • 1974 Graphisches Kabinett Dr. Hanna Grisebach, Heidelberg (Künstlerfamilie Sohl)
  • 1973 Art Association New Port, Rhode Island, USA
  • 1972 Kunstverein Konstanz; Guild Hall, City of Cambridge
  • 1971 Städtisches Museum Flensburg; Goethe-Haus, New York, USA; Galerie Nierendorf, Berlin
  • 1970 Gedenkausstellung Schloss Heidelberg, Ottheinrichsbau
  • 1968 Hans-Thoma-Museum, Bernau (Hans-Thoma-Preis 1968
  • 1967 Galerie Karin Hielscher, München (in Verbindung mit der Matthäus Merian Gesellschaft)
  • 1965 Kurpfälzisches Museum, Heidelberg
  • 1964 Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum, Schleswig, Schloss Gottorf
  • 1961 Kunsthalle Kampen, Sylt
  • 1959 Mills College, San Francisco Bay, Oakland, USA; Galerie Meta Nierendorf, Berlin
  • 1958 Landesmuseum Oldenburg
  • 1954 Heidelberger Kunstverein
  • 1953 Osthaus Museum, Hagen
  • 1952 Museum Folkwang, Essen; Overbeck-Gesellschaft, Lübeck
  • 1951 Kunsthalle zu Kiel; Kunstmuseum Duisburg; Kaiser Wilhelm Museum Krefeld
  • 1949 Kunsthaus Zürich; Historisches Museum der Pfalz, Speyer
  • 1948 Mathildenhöhe Darmstadt (Sezession Darmstadt); Kunsthalle Hamburg
  • 1947 Landesmuseum Hannover; Kunsthalle Düsseldorf
  • 1940 Kaiser Wilhelm Museum, Krefeld; Museum Folkwang, Essen
  • 1934 Städtische Kunsthalle Mannheim; Galerie Gurlitt, Berlin
  • 1931 Das Kunsthaus Mannheim
  • 1927 Kunsthalle Düsseldorf (Das Junge Rheinland)
  • 1926 Mannheimer Kunstverein
Literatur (Auswahl)
  • Hagelstange, Rudolf: Will Sohl und die Insel Sylt. Stuttgart 1974
  • Die Geschichte vom Bösen Mann. Ein Tanzrevue von Philippe Talard und Aki Kato. Nach der gleichnamigen Geschichte von Will Sohl. Pieter Sohl und Will Sohl, Bilder und Skulpturen. Redaktion Peter Stamer. Programmheft Nationaltheater Mannheim 1995/96, Nr. 75
  • Ein Weg nach der eigenen Nase, ein Gehen im eigenen Rhythmus. Will Sohl 1906 – 1969. Hg. Künstlernachlässe Mannheim, Texte von Susanne Kaeppele, Silvia Köhler, Christine Schumann u.a., Heidelberg 2018.
  • Mugdan, Klaus: Der Maler Will Sohl. Zur Verleihung des Hans-Thoma-Staatspreises im August 1968. In: Ruperto Carola, Jg. 20, 1968, Nr. 45, S. 129-135.
  • Tauschwitz, Marion: Der Künstler Pieter Sohl. Heidelberg 2015.
  • Sohl, Pieter: Erinnerungen an den Vater von der Zeit nach dem Krieg. In: Will Sohl. Am Fuß von Stift Neuburg. Studioausstellung im Heimatmuseum Ziegelhausen. Heidelberg 1989.
  • Wichert, Fritz: Urtümliche Landschaften. Der Maler Will Sohl. In: Die Kunst und das schöne Heim, Jg. 49, Heft 5, 1951, S. 176-179.
  • Will Sohl - Am Fuße von Stift Neuburg. Aquarelle aus dem Nachlass des Künstlers. Ausstellungskatalog Heimatmuseum Ziegelhausen. Hg. Stadtteilverein Ziegelhausen-Peterstal. Mit Texten von Barbara Widmann u.a. Heidelberg 1989.
  • Will Sohl (1906-1969) Gedenkausstellung. Ausstellungskatalog Heidelberg 1970, Katalogredaktion Klaus Mugdan. Texte von Rudolf Hagelstange, Klaus Mugdan, Ernst Schlee, Fritz Wichert. Heidelberg 1970.
  • Will Sohl. Ausstellungskatalog Kurpfälzisches Museum, Heidelberg 1976.
Arbeiten in öffentlichem Besitz (Auswahl)
  • Mannheim, Kunsthalle
  • Hamburg, Kunsthalle
  • Heidelberg, Kurpfälzisches Museum
  • Karlsruhe, Kunsthalle
  • Köln, Museum Ludwig
  • Kiel, Kunsthalle
  • Krefeld, Kunstmuseen Krefeld
Auszeichnungen (Auswahl)
  • 1968 Hans-Thoma-Staatspreis des Landes Baden-Württemberg

Sylt, Island, die Lofoten waren die Orte seiner Sehnsucht, die Will Sohl in farbenprächtigen Aquarellen festhielt. Weniger bekannt sind seine Arbeiten für Kunst am Bau, Theater, Presse und Verlage.

Will Sohl, nach 1945. Foto: MARCHIVUM / NL Sohl

Biografisches

Will Sohl wurde 1906 In Ludwigshafen/Rhein geboren. Er wächst - übrigens mit bürgerlichem Namen Wilhelm Albert Friedrich Leonhard Sohl - in Mannheim auf. Als er 1924 das Lessing-Realgymnasium verließ, wollte er Künstler werden. Da sein Vater jedoch auf ein Studium der Architektur mit einer davor abgeschlossenen Lehre als Maurer bestand, ging Sohl an die Kunstakademie Düsseldorf und begann Architektur zu studieren. Kurz darauf wechselte er aber zum Studium der Malerei. Parallel studierte er auch noch Kunstgeschichte und Archäologie in Köln, Zürich und Berlin. Er wurde 1928 Meisterschüler von Heinrich Nauen (1880–1940), dem bedeutendsten Vertreter des „Rheinischen Expressionismus“. Im selben Jahr hatte Sohl auch seine erste Ausstellung in Mannheim im Kunstverein.

Studium und Düsseldorf

Leider sind keinerlei Informationen erhalten über die Inhalte seines Studiums, nur die Briefe von 1927 an seine Verlobte Ruth von Davans, die er ihr aus Düsseldorf schreibt. Das ist ein Schatz, den die Künstlernachlässe Mannheim hier heben konnten und die sich jetzt im Nachlass Will Sohl im MARCHIVUM befinden.

Tanz im Gewölbe, um 1927.
Holzschnitt 29 x 45 (Blattmaß)

Hier zeigen wir Tanz im Gewölbe (SOHL_9151) aus der Holzschnittfolge "Die roten Novellen" (o. J., um 1927), über die wir leider nichts weiter herausgefunden haben. Großartig ist aber der Stil dieser Holzschnitte, die teilweise so sanfte Rundungen zeigen, dass sie die Tradition von Grosz und Dix oft weit hinter sich lassen.

Nach seinem Studium reiste er nach Holland, Belgien, Frankreich, Jugoslawien und in die Baltischen Staaten. Von diesen Reisen sind ein paar wenige Aquarelle erhalten, die aber sehr dafür sprechen, dass dies eher sein Medium war, gerade im Vergleich zu den Ölbildern der späten 1920er und frühen 1930er Jahre.

Südliche Landschaft, 1929. Aquarell auf Papier, 33,5 x 45 cm

Will Sohl heiratete 1930 Ruth von Davans, die beiden bekamen insgesamt fünf Kinder. Ruth wird der zentrale Mittelpunkt der Familie, in den ersten Ehejahren begleitete sie ihn auch auf seinen Reisen. Will liebt sie innigst.

Ruth und Will Sohl, vor 1936.
Foto: Foto-Busch, HD-Rohrbach

Sie ist seine Muse – sie will ihm auch Muse sein – und sie ist sein bevorzugtes Malobjekt. Ruth ist der Motor, der Organisator. Sie hält ihm den Rücken frei, damit er als Künstler arbeiten kann. Sohl bedankte sich jedes Jahr zu Weihnachten bei ihr mit einem „Künstlerbuch“, das er ihr liebevoll widmete.

Auffällig ist bei seinen Gemälden die Vielfalt der Stile und Techniken zu Beginn - Sohl ist ja 1927 in Düsseldorf erst 21 Jahre alt - , so scheint der Impressionismus in der deutschen Variante in vielen seiner Gemälde dieser Zeit auf. Aber 1926 malt er auch kubistisch inspiriert, wie manche seiner Arbeiten zeigen, zwar figurativ und in den anatomisch richtigen Proportionen, aber die eigentlich runden Körperformen werden ganz leicht durch geometrische Anleihen gebrochen.

Porträt R. v. D. (Sportlerin), 1928.
Öl auf Leinwand, 75 x 55,5 cm

Zu erkennen etwa an diesem Porträt, das aber auch Züge der Neuen Sachlichkeit aufweist. Die geliebte Ruth von Davans, die er letztendlich sein ganzes Leben porträtiert und in den unterschiedlichsten Posen festhält, ist hier sommerlich bekleidet auf einem Stuhl sitzend festgehalten. Das Gemälde ist noch in Düsseldorf entstanden und wurde in der Ausstellung "Das junge Rheinland" gezeigt.

Selbstbildnis, o. J. Öl auf Leinwand, 55 x 47 cm

Dieses Selbstporträt entstand vermutlich noch in Düsseldorf. Vor blauem Hintergrund präsentiert sich der Künstler im Bruststück, in der rechten Hand hält er eine Zigarette, am Handgelenk der rechten Hand prangt ein auffälliges Armband: Es ist ein Freundschaftsband mit Ruth von Davans, seiner Verlobten, das er auch in den Briefen als Signet verwendet. Gerade im Unterschied zu dem zuvor besprochenen Gemälde fällt die Kantigkeit des Stils auf, der Künstler versucht also noch eine Art kubistische Übertragung der Körperformen. 1930 ließ er sich dann in Mannheim nieder.

Die Zeit des Nationalsozialismus

Obgleich Sohl schon früh vom Mannheimer Kunstverein und der Kunsthalle Mannheim gefördert wurde, kam es am 28.8.1937 zu einer Beschlagnahme zweier Gemälde von ihm bei der Aktion "Entartete Kunst": Auch die eigentlich harmlosen Titel Segelschiff und Hafenbild halfen nicht, die Bilder blieben verschwunden.

Mit Hilfe der Familie und Ruths Einsatz konnte Will Sohl lange in der Region bleiben, musste nicht ins Feld, z. B. übernahm er bei Flakstationen Ausmalungen in Käfertal und Ilvesheim. Erhalten ist die Ausmalung in Schloss Ilvesheim, wo heute eine Blindenschule beheimatet ist.

Schloss Ilvesheim: 1. Stock, Flur, linke Wand

Da Will Sohl einen italienischen Mitarbeiter hatte, wurde mit echtem Fresko gearbeitet. (Im Unterschied zu normaler Wandmalerei werden beim echten Fresko Pigmente in den Kalkputz eingetragen, der wie wir wissen Jahrhunderte lang hält.) Hier zeigen sich zwar nationalsozialistische Gestaltungsspuren, aber generell hält sich Sohl an die italienische Renaissance in seinen arkadischen Fresken.

In seinen Verkaufsbüchern hält er über die Jahre penibel die verkauften Werke fest, aber auch nach dem 2. Weltkrieg seine Tätigkeiten für Kunst-am-Bau-Projekte. So erfahren wir, dass er trotz Beschlagnahmung zweier Bilder und angeblichem Ausstellungsverbot in der Zeit zwischen 1933 und 1945 regional immer etwas verkaufen und auch ausstellen konnte.

Die Reisen

Reisen, unterwegs sein ist essentiell für Will Sohl. Mindestens einmal im Jahr bricht er auf. Es sind oft keine langen Reisen, manchmal nur ein paar Tage, mal eine Woche. Aber immer kehrt er von diesen Fahrten mit neuen Ideen und viel Elan zurück.

1935 war Sohl das erste Mal auf Sylt und begeistert von der Landschaft und dem Meer. „Dieser Insel verdanke ich meine ganze Arbeit; sie ist wie für mich geschaffen“ (Mai 1939). Hier entstanden die Aquarelle, mit denen er auch heute noch berühmt ist: großflächige Kompositionen mit oft stark kontrastierenden Farben. In einem Brief von 1937 schrieb er über das Arbeiten auf Sylt: „Heute war ein harter Tag, Schneeböen fegten alle halbe Stunde. Ich saß in Munkmarsch hinter dem Wall und malte, so gut es ging und bewunderte die schönen farbigen Wolken, die schwarz über strahlendes Blau jagten, der Horizont blassgelb, das Wasser eigentümlich grün, wie von überzüchteten Blumen, bis schwarz“.

Tauender Schnee in den Dünen, 1948. Aquarell auf Papier, 49 x 66 cm
Wolkenschatten, 1952. Aquarell auf Papier, 50 x 65 cm

An diesen beiden Arbeiten lässt sich gut sehen, dass das Thema Abstraktion versus Figuration für Will Sohl gerade bei seinen Aquarellen keine Rolle spielte. Er spielt von Beginn an mit diesem flüssigen Medium, so dass es den Eindruck macht, als wäre es von Anbeginn an ganz und gar seines gewesen.

Zwei wesentliche Elemente in Will Sohls Schaffen zeigen sich in diesen Zitaten: einerseits der Hang zum Naturhaft-Flüssigen, anderseits die Suche nach der reinen Farbe, der Schönheit aus der Farbe heraus. Das ist das Eigentliche an Sohls Erkenntnissen in dieser Zeit, dass er aus der Farbe heraus schafft, nicht aus der Linie, Fläche oder der Konstruktion der Bildfläche. Auch nicht aus Erzählungen oder Inhalten, sondern aus den Sinneserfahrungen, der Bewegung, aus Strukturen und Farben webt sich Will Sohl sein Bild.

o. T. (Kopf eines Arabers), 19.12.55.
Aquarell auf Papier, 64 x 49 cm

Aber er war seine ganzen Leben auf Reisen, 1955 etwa auf einer großen Mittelmeerreise: Zwei Monate ist er auf dem Frachter Lystum unterwegs. Die künstlerischen Ergebnisse dieser Fahrt überraschen: Wirklich leuchtende Farben, große Formen, alles Kleinteilige hat Sohl hinter sich gelassen. Das betrifft sowohl die Landschaft als auch die Figur. Seine Porträts von bärtigen Arabern aus Alexandria oder lebendigen Gruppen in starken Farben und leicht abstrahierten, großen Formen sind ganz neu in seinem Werk.

Tropisches Meer vor Zypern, 1985. Aquarell auf Papier, 50,5 x 73 cm.

Eine völlig andere Fahrt tritt Will Sohl zehn Jahre später an: Mit Unterstützung der Matthäus Merian Gesellschaft, dessen Vorsitzender sein guter Freund Rudolf Hagelstange ist, kann er 1966 nach Island reisen. Eigentlich ein Geburtstagsgeschenk - er wird in diesem Jahr 60 Jahre alt.

Großer blauer Fels, Island, 1966. Mischtechnik auf Papier, 55 x 72,5 cm

Sohl schreibt zu seinen Landschaftsaquarellen: "Ich brauche das Raue, Zerklüftete, die Härte der Landschaft, wo ich das Wetter fühle und eben keinen blauen Himmel, damit ist bei mir schon alles aus. Die Landschaft muss mir Widerstand leisten, dann fühle ich, daß ich mit ihr nach meinem Willen verfahren kann."

Die Künstlerbücher

Jedes dieser zum Teil großformatigen und aufwendig gestalteten Bücher mit Zeichnungen, Aquarellen oder Grafiken und oft prächtig bemalten Buchdeckeln ist eine kleine Gemäldeausstellung für sich. Mal zeigen sie die Familie („Rund ums Haus“, o. J.), die Erinnerung an einen Besuch auf einem Jahrmarkt („Jahrmarktserinnerungen“, 1941) oder enthalten wunderschöne farbintensive Aquarelle seiner Reise zu den Lofoten 1968.

Wir können hier nur ein paar vorstellen: Wesentlich sind sicher seine Zirkuserinnerungen, 1940: Trapezkünstler, Löwenbändiger, Clowns, alle Arten von Artisten hält der Künstler hier in glühenden Farben in seinen Aquarellen fest. Sehr lebendig werden etwa atemberaubende Sprünge unter der Zirkuskuppel oder witzige Clowns mit Musikinstrumenten dargestellt.

Unter diesem Link können Sie sich "Zirkuserinnerungen" anschauen und darin blättern.

Obgleich in dem Jahr schon Krieg ist, bleibt der Zirkus ein Lebensthema von Sohl: Viele Gemälde aus den 1930er bis 1960er Jahren im Nachlass zeigen, dass Sohl sich immer wieder in die Zirkuswelt hineinträumte, entweder allein als Clown oder mit Zirkusleuten.

Der Krieg beendete alles, sensationell ist Sohls Abrechnung mit dem Kriegsgeschehen in seinem Künstlerbuch "1945".

Blatt aus dem Künstlerbuch 1945: Fliehende vor zerstörten Häusern.
Aquarell auf Papier, 28,2 x 39,4 cm

Nach dem Inferno des Zweiten Weltkriegs eine ganz harte Bestandsaufnahme: Nie bisher und in keinem anderen Medium sah man solche Aquarelle von Will Sohl, von Feuerstürmen, grauen Menschen am Boden, zerstörten Häusern, von denen nur noch die Gerippe stehen blieben, und fliehenden Frauen, Alten und Kindern. Schwer erträglich sind diese Darstellungen des nicht enden wollenden Grauens. Hohläugige Menschen, die hungern und frieren, sich verstecken in Kellern und unter Planen.

Freundschaften

Freundschaften sind etwas sehr Wichtiges im Hause Sohl, sie werden gehegt und gepflegt, v.a. von Ruth. 1936 zieht Sohl mit seiner Familie in das ehemalige Pförtnerhäuschen des Stift Neuburg in Heidelberg-Ziegelhausen, wo er bis zu seinem Tod lebt. Dort lebt bereits ein guter Freund und ebenfalls Künstler: Joachim Lutz (1906–1954).

Der Maler Lutz, 1935.
Öl auf Leinwand, 99 x 75 cm

Das Haus am Stiftweg ist, vor allem nach dem Krieg, mit der Künstlergemeinschaft der „Freien Gruppe“, ein kreatives und intellektuelles Zentrum, zu der auch Künstler anderer Gattungen angehören, etwa Architekten und Musiker. Mit Schriftstellern wie Rudolf Hagelstange und Hans Erich Nossack verbindet Sohl eine lebenslange Freundschaft.

Der Schriftsteller Rudolf Hagelstange (links) mit Will Sohl (rechts), ca. 1966.
Foto MARCHIVUM/ NL Sohl

Sohl gehört 1946 auch zu den Gründungsmitgliedern der Pfälzischen Sezession – einer Vereinigung bildender Künstler.

Arbeiten für den S. Fischer Verlag und für Tageszeitungen

In den Jahren 1952 bis 1953 entwirft Will Sohl mehrere Buchumschläge für die erst seit März 1952 bestehende Taschenbuchreihe aus dem S. Fischer Verlag. Außergewöhnlich an der Reihe war vor allem die Gestaltung der Umschläge, die bunt und lebensfroh den Leser in ihren Bann ziehen sollten. Erfolgreich versuchte der Verlag sich damit von den schon bestehenden Taschenbuchreihen abzugrenzen, die Umschläge durften nicht allzu kitschig, aber sollten modern sein.

Sohl Fischer Taschenbücher

Diese Arbeit war nicht unproblematisch: Denn wenn Sohl sich mit Themen und Inhalten von diesen Auftragsarbeiten auseinandersetzte, dann immer als Künstler bzw. unter einem künstlerischen Gesichtspunkt, weil ihn das Thema interessierte, oder die Gestaltung. Vorgaben der Verlage sind ihm egal.  Bei den Schwarzweiß-Zeichnungen für die "Die Welt" und die "Deutsche Zeitung und Wirtschaftszeitung" zeigen sich ähnliche Probleme:  Es war für ihn eigentlich unmöglich, auf kleinem Format aussagekräftige Werke zu schaffen. 

Thérèse im Zimmer auf ihrem Bett sitzend,
Illustration zum Fortsetzungsroman
"Die Reise" in DIE WELT, 1949.
Tusche auf Papier, 50 x 35 cm

Unterstützung durch die Kunsthalle Mannheim

Dass Will Sohl überregional bekannt wird, ist entscheidend den Direktoren der Mannheimer Kunsthalle zu verdanken: Zum einen ist es Gustav Friedrich Hartlaub, der mit Ausstellungen 1932 und 1933 einen entscheidenden Impuls für das Bekanntwerden von Sohl gibt. Zum anderen hat Walter Passarge Will Sohl in zwei Ausstellungen 1947 und 1949 präsentiert und anschließend in den entsprechenden Sammlerkreisen bekannt gemacht. Ein weiterer wichtiger Impuls für das Bekanntwerden Sohls war der ehemalige Direktor der Kunsthalle Mannheim, Fritz Wichert. Wichert lernt Sohl und seine Arbeiten bei dessen ersten Aufenthalten auf Sylt kennen und fördert ihn sein ganzes Leben durch positive Kritiken und Empfehlungen.

Zusammenarbeit mit dem Architekten Otto Bartning / Kunst am Bau

1952 begann eine intensive Zusammenarbeit mit Otto Bartning (1883-1959), die bis in Ende der 1960er Jahre andauert. Bartning hatte ab 1946 für das Evangelische Hilfswerk ein Notkirchenprogramm entwickelt, mit dem Gemeinden in Eigenleistung mit Trümmermaterial kostengünstig und schnell Kirchen bauen konnten.

Will Sohl arbeitet am Mosaik in der Christuskirche Bad Godesberg, 1953.
Foto: MARCHVIUM / NL Sohl

Will Sohl stattete dann verschiedene Kirchen mit Wandbildern aus Naturstein-Mosaiken und Glasfenstern aus. Es entstanden so etwa in der Christuskirche in Bad Godesberg (1953), der Frauenklink Darmstadt (1954) Wandbilder, aber auch Kirchenfenster für die evangelische Stadtkirche Eppingen (1956) und die Brüderkapelle in Stift Neuburg (1959) u.a.

Wandmosaik in der Frauenklinik Darmstadt. Foto: M. Heise
Glasfenster Brüderkapelle Stift Neuburg, HD-Ziegelhausen. Foto: O. Lahr

Die späten Jahre

In den 1960er Jahre verkaufen sich Sohls Landschaftsaquarelle noch gut, aber mit seiner Kunst ist er nicht mehr auf der Höhe seiner Zeit. Es geht damals nicht mehr explizit um abstrakte oder figurative Kunst, sondern um völlig neue Aspekte wie existentielle Malerei (bei Francis Bacon) oder an Alltagswirklichkeit orientierter Kunst wie bei der Pop Art.

1968 erhält er endlich die lang ersehnte und verdiente staatliche Anerkennung: den Hans-Thoma-Preis des Landes Baden-Württemberg. Nach über 50 Einzelausstellungen und einer noch viel größeren Anzahl von Gruppenausstellungen war das ein schöner Erfolg.

Ruth und Will Sohl bei der Preisverleihung des Hans-Thoma-Preises,
1968 in Bernau. Foto: MARCHIVUM / NL Sohl

Will Sohl stirbt im Herbst 1969 im Alter von 63 Jahren, nach einer Reise auf die Lofoten.

Text: Susanne Kaeppele Fotos: M. Heise, MARCHIVUM / NL Will Sohl, 
H. - J. Schröder, O. Lahr

Zum Weiterlesen: Ein Weg nach der eigenen Nase, ein Gehen im eigenen Rhythmus. Will Sohl 1906 – 1969

Herausgegeben von den Künstlernachlässen Mannheim mit Texten von Susanne Kaeppele, Silvia Köhler, Christine Schumann, Theresa Stärk, Sandra Wagner-Conzelmann
Gestaltet von Kehrer Design, Festeinband, 24 x 30 cm, 128 Seiten, 100 Farb- und 35 S/W-Abb.
Deutsch, ISBN 978-3-86828-857-5
Euro 39,90



 

 

 

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