Biografie Werke
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Schömbs, Franz

Geboren am: 29.05.1909 in Mannheim Gestorben am: 10.04.1976 in München
Ausstellungen
Literatur (Auswahl)
Arbeiten in öffentlichem Besitz (Auswahl)
Auszeichnungen (Auswahl)

Franz Schömbs ist als Künstler und Mensch ein Avantgardist, der zwischen allen Stühlen sitzt. Er ist der Typus eines Universalgelehrten, mit vielen Kenntnissen aus unterschiedlichen Bereichen der Wissenschaft. Seine Filmarbeiten sind heute ein wichtiges Verbindungsglied zwischen den abstrakten Filmen von Oskar Fischinger, Walter Ruttmann und Hans Richter, die durch die Nazizeit beendet wurde, und dem experimentellen deutschen Kurzfilm Ende der 1960er Jahre.

Der erste Tag, 1952. Öl auf Hartfaser, 123 x 169 cm.

Biografisches

Franz Schömbs wird 1909 in Mannheim geboren. Der Vater ist Kaufmann, die Mutter eine ausgebildete Schauspielerin. Die Familie kommt 1908 aus Straßburg in die Quadratestadt. Zusammen haben sie vier Kinder. Das Elternhaus ist interessiert an Kultur und Theater.

Franz Schömbs, 1932
Foto: MARCHIVUM
NL Schömbs

1911 geht die Familie nach Frankfurt/M. und lebt später in Neustadt/Weinstraße. Hier geht Schömbs zur Schule und studiert nach dem Abitur an der Kunstakademie Karlsruhe und der Meisterschule für Grafik Kaiserslautern. Er reist nach dem Abschluss viel, u.a. nach Italien.

Ein Praktikum bei einem Fotografen und das daraus entstehende Interesse für Fotografie und das Thema „Farben“ wird für seinen weiteren künstlerischen Lebensweg bestimmend. Die Familie kommt 1932 zurück nach Mannheim. Schömbs ist in den 1930er Jahren viel unterwegs, um Unterstützer für seine Ideen zu finden. Zum Kriegsdienst wird er nicht eingezogen.

Nach 1945

Im Atelier in der Alten
Sternwarte Mannheim.
Foto: MARCHVUM
NL Schömbs

Nach 1945 unterrichtet er Malerei an der Freien Akademie Mannheim. 1947 zieht er in den 5. Stock der Alten Sternwarte Mannheim. Im Frühjahr 1948 heiratet er seine sehr patente und engagierte Frau Anneliese. Im November 1948 kommt die erste Tochter zur Welt, 1950 die zweite. Die Nachkriegszeit ist für die Familie geprägt von großen Entbehrungen, denn in diesen Jahren kauft niemand Kunst.

Schömbs ist in der Kulturpolitik der Stadt sehr engagiert: In Vorträgen und Ausstellungen, etwa in der Kunsthalle Mannheim, versucht er dem Publikum die abstrakte Kunst näherzubringen und erntet oft Missverständnis und Ablehnung. 1948 gründet er mit anderen Künstlern das Mannheimer Quadrat. Die Künstlervereinigung will zum einen Ausstellungen und Verkäufe organisieren, aber auch die abstrakte Kunst dem Publikum näher bringen.

Zum Blättern: Katalog Mannheimer Quadrat

München

Am Tricktisch in München.
Foto: MARCHIVUM
NL Schömbs

Als Schömbs 1957 durch Walter Koch und seine Firma UNDA-Film die Möglichkeit erhält, seine Filmideen umzusetzen, zieht die Familie nach München. Dort realisiert er mehrere Filme (s. u.) und übernimmt einen Lehrauftrag an der Hochschule für Film und Fernsehen.

Er wirkt 1964/65 bei der Verfilmung von Oskar Schlemmers „Triadischem Ballett“ mit, dann zieht er sich immer mehr in sein Atelier zurück. Eine große Ausstellung, die er 1971 in den Räumen des BBK München organisiert, bringt keinen Erfolg. Man muss auch bedenken, dass sich die Kunst in diesen Jahren sehr stark verändert durch die Einflüsse aus England und den USA.

Theoretische Arbeiten

Nach 1971 widmet sich Schömbs verstärkt seinen Ideen, z. B. für eine Oper in einem Kugelbau. Es entstehen viele Schriften, die sich mit dem Raum-Zeit-Problem beschäftigen und dazugehörigen Überlegungen zu einer neuen Ethik. Aus heutiger Sicht mag das ungewöhnlich klingen, ist aber verständlich aus dem Zeitkontext, in dem Schömbs gelebt hat. Denn er hat ja durch die Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs den Zerfall einer Gesellschaft und ihren ethischen Werten miterlebt.

Tod und Nachlass

Franz Schömbs stirbt 1976 in München. Seine Frau zieht einige Jahre später zurück nach Mannheim.  Anneliese Schömbs kümmert sich nach seinem Tod engagiert um den Nachlass. Sie setzt sich dafür ein, dass die Springwerke aus dem „Abstrakten Altar“ im Chorraum der Kirche St. Konrad aufgehängt werden und dass der filmische Nachlass an das Deutsche Filminstitut und Filmmuseum geht. Der schriftliche Nachlass befindet sich heute im MARCHIVUM (Stadtarchiv Mannheim).

Künstlerisches Werk

Das Thema Farbe und Bewegung

Als Schömbs mit 27 Jahren mit seinen Eltern zurück nach Mannheim kommt, bezeichnet er sich als Maler und Chemiker, der die Farbfotografie weiter entwickeln will. Seine abstrakten Arbeiten, die ab 1929 entstehen, beschäftigen sich mit der Farbe als Wesen der bildlichen Darstellung.

Auch theoretisch setzt er sich ausgiebig mit dem Thema Farbe auseinander, vor allem mit der Farbenlehre des Chemikers und Philosophen Wilhelm Ostwald (1852 – 1932). Neben dem Thema Farbe wird das Thema Bewegung in Schömbs' Überlegungen und seinen Arbeiten immer zentraler. Leider sind nur wenige frühe Arbeiten erhalten.

Schömbs - frühe Arbeiten

Je mehr er sich mit dem Darstellen von Sehempfindungen beschäftigt, desto stärker wird für ihn deutlich, dass er auch die Bewegung, den zeitlichen Ablauf darstellen muss, in der eine Erfahrung gemacht wird.

Diese Erkenntnis wird von nun an eines seiner zentralen künstlerischen Themen. Und er versucht Bewegung mit unterschiedlichen Bildformaten darzustellen, z. B. sogenannten „Reihenbilder“ (1937) – von denen es leider keine Aufnahmen gibt. Die aufeinanderfolgenden Bilder weichen nur geringfügig voneinander ab – wie bei einem Trickfilm –, doch noch ist es der Betrachter, dem die Bewegung auferlegt wird.

Filmversuche in den 1930er Jahren

So kommt Schömbs zum Film. Aber einen Trickfilm in dieser Zeit zu produzieren, ist zu teuer. Er experimentiert mit Filmmaterial, kratzt und zeichnet darauf oder färbt es ein. Damit seine Versuche kein Aufsehen bei den Nationalsozialisten erregen, lässt er sein Material in einer chemischen Versuchsanstalt entwickeln. In den späten 1930er Jahren entstehen auch die ersten Überlegungen und Arbeiten zu seinem Film Geburt des Lichts. 1943 wird sein Atelier in Mannheim und so der größte Teil seiner Arbeiten bei einem Bombenangriff zerstört.

Film-Prototyp Opuscula (1948)

Als Schömbs 1947 das Atelier in der Alten Sternwarte Mannheim bezieht, macht er sich sofort an die Umsetzung seiner Ideen und erfindet ein eigenes Filmaufnahmeverfahren. Dafür bemalt er lange Bildstreifen mit einer mathematisch genau berechneten Abfolge von Formen und Mustern. Diese werden über einen Kasten gekurbelt, in dessen Mitte eine Kamera und ein Spiegel sitzen, der die Bildstreifen optisch mischt. Der Prototyp entsteht 1948 in der Sternwarte: Ein 8-mm-Film, der 2,5 Minuten dauert und den Titel Opuscula trägt. Der kurze Film ist eine farbige Bewegungskomposition abstrakter Motive, die sich gegenseitig durchdringen. Mit diesem Film geht Schömbs auf Reisen, hält Vorträge und sucht Sponsoren für einen längeren Film, den er Geburt des Lichts nennt.

Hier finden Sie einen kurzen Ausschnitt aus dem Film.

Inbild und Springwerke

Neben der Filmidee entstehen immer wieder Kunstwerke, die das Sichtbarmachen zeitlicher Abläufe und der Bewegung thematisieren, z. B. das Inbild (1955), das er in der Galerie Probst im Mannheimer Schloss zeigt. Eigentlich als Kugel geplant, wird die Arbeit als Zylinder von fünf Metern Durchmesser, 16 Metern Länge und zwei Metern Höhe realisiert. Der Betrachter geht hinein und läuft darin umher. Oder sogenannte Springwerke (1957) – in denen sich die Leinwandfläche auflöste und das Bild nach allen Seiten ausbricht.

Zeitungsfoto "Inbild", 1955. Foto: MARCHIVUM NL Schömbs

Der Film Geburt des Lichts (1957/58)

1957 bietet Walter Koch und seine Firma UNDA-Film Schömbs die Möglichkeit, seinen Film Geburt des Lichts zu realisieren. Koch produziert einen abendfüllenden Film mit dem Titel Maya, der aus mehreren Episoden besteht und in dem er die Avantgarde des damaligen bundesrepublikanischen Films präsentiert.

Schömbs entwickelt sein Konzept aus Opsucla weiter und bemalt für den Film lange Kartonstreifen mit genau berechneten Mustern.

Hier können Sie den Film "Geburt des Lichts" anschauen.

In diesem Filmausschnitt von 1957 sehen Sie, wie der Film technisch entstand.

Inhaltlich thematisiert Schömbs den Übergang von der Nacht in den hellen Tag. Bei der Premiere im Februar 1958 in München und auch bei Vorführungen danach reagiert das Publikum schockiert auf Geburt des Lichts und äußert sein Missfallen in Pfeifkonzerten. In vielen Kinos läuft der zehnminütige Film nicht einmal vollständig.

Der Film Transreale Strukturen (1962)

Die negativen Kritiken halten Schömbs nicht davon ab, sich mit dem nächsten Filmprojekt zu beschäftigen - einem Tanzfilm, der 1962 veröffentlich wird.

In dem Film werden die Tanzenden und ihre Bewegungen zur Silhouette abstrahiert und nur mittels Filmnegativ gezeigt. Die Tanzbewegungen werden durch Schnitt und Montage verändert, geschnitten und gemischt und das Filmnegativ eingefärbt.

Ausschnitt aus dem Film "Transreale Strukturen", 1962. Foto: privat

Der Tanzfilm erhält ebenfalls das Prädikat „besonders wertvoll“, er läuft bei mehreren Festivals, bei der Internationalen Filmwoche Mannheim und auf der Weltausstellung in Montreux - aber in einen Verleih kommt er nicht.

Franz Schömbs hat sich selbst immer als Maler, nie als Filmemacher verstanden: „Malerfilm“ steht neben seiner Adresse auf dem Briefpapier. Und seine Filme sind immer begleitet von vielen Arbeiten auf Papier und Leinwand. Film ist für ihn nur Material für seine Malerei.

Text: Silvia Köhler
Fotos: H. - J. Schröder

 

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